„Zwei Berufe, ein Job? PR und Journalismus“ lautete beim Medienforum NRW (18. bis 20. Juni) eine kleine Vortragsreihe in Kooperation mit dem DJV. Es waren drei Veranstaltungen zu drei aktuellen und spannenden Themen. Die Ergebnisse in einem Satz: Bei Social Media muss man als Pressearbeiter mehr aushalten, für die Krisenkommunikation brauchen wir schärfere juristische Waffen, und die PR frisst den Journalismus.
„Social Media“ war bei der Veranstaltung „allgegenwärtig“. Unter dem Titel „Wie offen darf es sein? Corporate Communication im Zeitalter von Social Media.“ diskutierten Dr. Michael Inacker (stellvertretender Chefredakteur Handelsblatt), Gregor Poynton (Political Director UK, Blue State Digital), Dr. Bernd Pütter (Leiter Kommunikation Hochtief) und Christiane Wirtz (Leiterin der Redaktion Innenpolitik Deutschlandfunk). Die erste Erkenntnis, die jeder, der in Sozialen Netzwerken aktiv ist, sicher schon einmal gemacht hat: Man muss mehr aushalten! Auch bei weiteren Punkten war sich das Podium einig: Durch Social Media wird es schwieriger, die Deutungshoheit zu behalten, und: Man muss auch liefern! Eine reine Beeinflussung fliegt irgendwann auf.
Das Thema „Krisenkommunikation“ bearbeite Moderator Dr. Frank Überall mit Matthias Kopp (Pressesprecher Deutsche Bischofskonferenz), Rechtsanwalt Gernot Lehr (Redeker Sellner Dahs) und Hans Leyendecker. Lehr hatte ein klares Statement: „Wir brauchen schärfere Waffen gegen Verdachtsberichterstattung!“ Dass der investigative Journalist Leyendecker widersprach, überrascht nicht. Die Beispiele des Anwalts stammten jedoch aus den Boulevardmedien. Gerade wenn es um Personen geht, riet Lehr dazu, schon vor dem ersten Bericht zu überlegen, einen presserechtlich erfahrenen Anwalt hinzuzuziehen. Dass sich ein Journalist wie Leyendecker nach falsche Berichterstattung entschuldigt, ist zwar ehrenhaft, führt aber nicht zur Rehabilitation des Betroffenen. Er nannte z.B. den Bericht über den vermeintlichen „Parkhaus-Killer“ von Emden, der aber in der „BILD“ erschien.
Die flottesten Sprüche und krassesten Thesen gab es bei „Entgrenzung der Grenze:
PR und Journalismus – Journalismus und PR.“ mit Prof. Dr. Ralf Hohlfeld (Universität Passau), Prof. Dr. Klaus Kocks (geschäftsführender Gesellschafter, CATO Sozietät für Kommunikationsberatung) und Franz W. Rother (stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche,) – dank Prof. Dr. Klaus Kocks. Ein Auszug aus seinen Thesen: „PR war ein Anbietermarkt und ist heute ein Nachfragemarkt“, „Große Teile der Öffentlichkeit werden künftig über PR hergestellt und nicht mehr durch den Journalismus“, „PR-Produkte sind oft besser als die der Redaktionen“, „Junge Menschen erkennen den Unterschied zwischen PR und Journalismus nicht mehr“, „Der Journalismus muss eine publizistische Diskussion führen“ und „Teilbereiche des Journalismus werden von der PR gefressen“. Kein gutes Haar ließ er an den Verlegern – sie macht er für die Entwicklung verantwortlich – und am DJV. Der vertrete aufgrund der Vermischung mit der PR nicht den Berufsstand des Journalismus.
Bericht von Thorsten Schröder