Der Metzger und sein Zoo

Niederrhein

Belize. Bei diesem Namen bekommt Constanze Mager glänzende Augen. Das winzige Land in der Karibik ist eines ihrer Sehnsuchtsziele und sowas wie eine Zweigstelle des Burgers Zoo. Die gebürtige Österreicherin ist im Burgers Zoo im niederländischen Arnheim unter anderem für Forschung und Naturschutz und Bildung zuständig. Und es ist praktisch: etwa jeder fünfte der über eine Million Besucher kommt aus dem großen Nachbarland Deutschland.

 

 

 

„Mein Deutsch ist aber nicht so gut wie das von Rudi Carell“ stellte sich Alex van Hooff den Mitgliedern des Presseclubs Niederrhein (Deutscher Journalistenverband DJV) vor. Van Hooff ist Chef des Burgers Zoo, der vierte aus der Familie an der Zoospitze. Mit Metzger Johan Burgers, der 1913 in `s-Heerenberg mit einer Fasanerie begann, hat alles angefangen. Als das Gelände zu klein wurde, wurde der Zoo 1923 nach Arnheim verlegt. Hier begann ein beispielhafter Aufstieg zum tierfreundlichen Zoo, wie Alex van Hooff stolz erzählt. Denn durch die guten Beziehungen zu Carl Hagenbeck und dessen Zoo in Hamburg ließ man sich dazu inspirieren, Gitter und Käfige durch natürliche Lebensräume zu ersetzen. Gräben und offene Terrassen statt Gitter und Käfige. 1943/44 wurden beide Zoos zerstört: Hagenbecks Tierpark durch die Briten, Burgers Zoo durch die Deutschen.

Mehr als 20 Jahre dauerte es, bis die Kriegsfolgen beseitigt waren. Das schon vor dem Krieg einzigartige tierfreundliche Angebot ist geblieben und wird von vielen Zoos rund um den Globus imitiert. Aber im Burgers Zoo geht man auf dem Weg zur artgerechten Haltung noch weiter: Tiere werden nicht zu speziellen Zeiten gefüttert: „Kein Tier macht immer zur selben Zeit Beute.“

 

Burgers Zoo, wie Hagenbecks Tierpark ist bis heute ein Familienbetrieb. Die kreative Familie hat die Entwicklung vorangetrieben: zum ersten  befahrbaren Safaripark (heute Teil des Zoos) kamen immer mehr Lebensräume (Ökodisplays) dazu, die Besuchern den  tropischen Regenwald, die ostafrikanische Savanne und nordamerikanische Wüsten Mojave und Sonara-Wüste näher bringt. Nach dem im Jahr 2000 eröffneten riesigem begehbaren Ozean und dort lebenden Haien und Rochen sind vor vier Jahren auch noch der tropische Regenwald und Mangroven dazu gekommen. Die Rochen sind nicht nur schön, sie vermehren sich auch prächtig. Inzwischen sind kleine Rochen an andere Zoos weitergegeben worden. Nicht so leicht ist hingegen die Nachwuchsplanung bei den Winkerkrabben. Sie nachzuzüchten, ist eine echte zoologische Herausforderung, die bisher noch nicht geglückt ist.

Der Familienbetrieb Burgers Zoo hat nicht zuletzt deshalb viel Erfolg, weil Besucher jeden Alters beteiligt werden, etwa als Senior Scientists. Weil man nie früh genug anfangen kann, sind auch noch Angebote für Kinder (Kids Club) im Angebot. Die Nachfrage ist riesig: Bis Ende 2023 ist nichts mehr frei.

Auf der anderen Seite des Atlantiks geht der Erfolg weiter. Aus einer zufälligen Gelegenheit ist ein langjähriges Entwicklungsprojekt in Belize geworden. Aus einem 88 Quadratkilometer großen privaten Schutzgebiet ist inzwischen ein Reservat von etwa 400 Quadratkilometern geworden. Einheimische sind immer vor Ort als Naturschützer, regelmäßig mit Betreuung aus Arnheim. Constanze Mager: „Ich hoffe, nächstes Jahr kann ich wieder dahin.“

Gerhard Klinkhardt

Infos:

Mit 45 Hektar ist der Burgers Zoo viel größer als etwa der Duisburger Zoo (16 ha). Zu den flächenmäßig größeren Zoos in Deutschland gehören u. a. der Zoologischer Garten Berlin (35 Hektar), der Allwetterzoo Münster (30 Hektar), der Tierpark Hagenbeck (25 Hektar), der Zoo Hannover (21 Hektar) und der Kölner Zoo (20 Hektar). Mit 25,50 Euro Eintritt liegt der Burgers Zoo auf vergleichbarer Höhe ähnlicher Einrichtungen. Mit 62 Euro ist eine Jahreskarte vergleichsweise preiswert und schon ab dem dritten Besuch sogar billiger. Für Menschen mit Gehproblemen gibt es einfache Rollstühle, aber auch Elektromobile zu leihen.